Leitung: Robert Finger, ETHZ
Unser Ziel ist es, die Entscheidungen der Landwirte für eine pestizidarme oder pestizidfreie Produktionsweise zu erklären. Wir untersuchen die Umstellung der Landwirte auf einen reduzierten oder gar keinen Pestizideinsatz anhand von drei Fallstudien in der Schweizer Landwirtschaft: i) pestizidarmer Weinanbau, z.B. mit pilzresistenten Sorten, ii) pestizidarmer Apfelanbau und iii) pestizidfreier Weizenanbau. Wir konzentrieren uns also auf Produktionssysteme zwischen „biologischer“ und „konventioneller“ Produktion, die sich durch einen massiv reduzierten Pestizideinsatz auszeichnen. Unser Ziel ist es, die Determinanten und Hindernisse für eine groß angelegte Einführung dieser Produktionssysteme aufzudecken. Dabei konzentrieren wir uns insbesondere auf die Rolle der nach- und vorgelagerten Akteure, wirtschaftliche Anreize, politische Maßnahmen und die Rolle der Evidenz. Wir konzentrieren uns beispielsweise auf die Rolle der Informationsbereitstellung für Landwirte bei ihren Entscheidungen für pestizidarme Produktionssysteme. Wir wollen prüfen, ob und wie neue Informationen über die Auswirkungen von Pestiziden auf die Gesundheit und die Umwelt sowie Informationen über die Wirksamkeit und die Kosten spezifischer Schädlingsbekämpfungsstrategien Änderungen im Verhalten der Landwirte auslösen können. Wir untersuchen auch die Rolle der Interaktion zwischen den Landwirten (z. B. Nachbarschaftseffekte, Lernen von Gleichgesinnten) sowie die Rolle der Beratung bei Pflanzenschutzentscheidungen. Darüber hinaus untersuchen wir auch die Rolle der Vermarktungskanäle. Unsere Arbeit wird eine kohärente konzeptionelle und empirische Grundlage dafür liefern, was die Entscheidungen der Landwirte in Bezug auf Schädlingsbekämpfung und Pestizideinsatz bestimmt. Unser Ziel ist es, Ansatzpunkte für eine wirksame und effiziente Politik zur Verringerung der mit dem Einsatz von Pestiziden verbundenen Risiken zu liefern.
Wir verwenden groß angelegte Umfragen und Choice-Experimente mit Schweizer Landwirten aus den Bereichen Weinbau, Apfel- und Weizenproduktion. Wir konzentrieren uns auf alle relevanten Regionen der Schweiz, d.h. wir führen Umfragen auf Deutsch, Französisch und Italienisch durch. In den Umfragen werden Informationen über die gegenwärtigen und zukünftigen Schädlingsbekämpfungspraktiken und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gesammelt. Darüber hinaus erheben wir die Risikowahrnehmung, die Kosten und den Nutzen der verschiedenen Strategien, die Umweltpräferenzen der Landwirte sowie die Zeit- und Risikopräferenzen. Wir erheben auch nicht-kognitive Fähigkeiten wie die Selbstwirksamkeit im Zusammenhang mit den Entscheidungen der Landwirte zum Pestizideinsatz. Schließlich werden Informationen über die Kommunikation und den Austausch mit anderen Landwirten und die Inanspruchnahme von Beratungsdiensten erhoben. Wir verwenden ökonometrische Analysen, um die Determinanten des Pestizideinsatzes und eine breite Palette von Pflanzenschutzentscheidungen zu ermitteln, wobei wir die Merkmale des Betriebs und der Landwirte berücksichtigen. Wir verwenden eine räumliche ökonometrische Analyse, um die Rolle von Nachbarschaftseffekten zu ermitteln und die Relevanz von Beratungsdiensten sowie die Auswirkungen der Interaktion mit Gleichaltrigen auf Entscheidungen im Bereich des Pflanzenschutzes zu testen. Auf der Grundlage von Erhebungen führen wir Choice-Experimente durch, um wirksame politische Maßnahmen zu identifizieren, die den Landwirten die Einführung von Praktiken mit geringem oder ohne Pestizideinsatz erleichtern.
Wir liefern quantitative Beweise für ein breites Spektrum von Forschungsfragen und ziehen klare Schlussfolgerungen für die öffentliche und private Politik. So zeigen wir beispielsweise, wie das Wissen der Landwirte über die Auswirkungen von Pestiziden auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit sowie ihre Wahrnehmung der Kosten und Vorteile von Produktionsverfahren mit oder ohne Pestizide die Einführung neuer, pestizidarmer oder pestizidfreier Produktionsverfahren beeinflusst. Daraus ergeben sich klare Ansatzpunkte für Informations- und Beratungsdienste für Landwirte. Darüber hinaus zeigen wir, welche Bedeutung die Vermarktungskanäle für die Erleichterung oder Verhinderung einer großflächigen Einführung dieser Innovationen haben.
Wir stellen nicht nur wissenschaftliche Papiere zur Verfügung, sondern auch Blogbeiträge auf Deutsch und/oder Französisch, die die wichtigsten politischen Implikationen unserer Papiere auf https://agrarpolitik-blog.com/ zusammenfassen. Darüber hinaus bieten wir Umfrageteilnehmern, die ein detailliertes Feedback wünschen, individuelle Berichte über ihre Position im Vergleich zu Gleichaltrigen in ihrer Region.