Leitung: Judit Lienert, EAWAG

Ziel und Umfang: In diesem Arbeitspaket möchten wir für Politik und Praxis ein Portfolio an machbaren und breit akzeptierten Optionen zur Steuerung und Regulierung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) identifizieren. Die Optionen müssen zentrale Zielkonflikte überwinden und den Bedürfnissen möglichst aller beteiligten Akteure gerecht werden. Als Optionen berücksichtigen wir sowohl politische Massnahmen wie zum Beispiel Zulassungsverfahren, Programme zur Datenerfassung oder Subventionen für den biologischen Landbau als auch die Produktionsweisen und das Management von PSM auf Betriebsebene. Konkret möchten wir mögliche Wege aufzeigen, wie PSM gesteuert und reguliert werden könnten, um Konflikte zwischen Zielen der menschlichen Gesundheit, des Umweltschutzes, der landwirtschaftlichen Produktion und der Gesellschaft zu überwinden. Zu diesem Zweck entwickeln wir partizipative Ansätze der multikriteriellen Entscheidungsanalyse (engl. Multi-criteria Decision Analysis; MCDA) für Entscheidungen im Kollektiv weiter.

Methoden: Wir bauen auf den Informationen und wissenschaftlichen Erkenntnissen auf, die im Rahmen des TRAPEGO-Projekts gesammelt werden. Dies betrifft beispielsweise die Ziele, Präferenzen und Risikoeinstellung der Akteure sowie die Optionen zur Steuerung und Regulierung von PSM. Verschiedene Akteure spielen bei Entscheidungen zur Steuerung und Regulierung von PSM eine Rolle, wie z.B. politische Parteien, Behörden verschiedener Entscheidungsebenen und Sektoren, Lebensmittelhersteller, Verbraucherverbände oder Umweltorganisationen. Da diese Akteure unterschiedliche Bedürfnisse haben, nehmen wir an, dass sie sich nicht immer einig sind. Um gemeinsam eine Reihe von bestmöglichen und durchführbaren politischen und praktischen Optionen zu identifizieren, werden wir:

  • Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Akteure auswählen (vgl. WP 4.2);
  • In Fokusgruppen-Workshops partizipative MCDA-Methoden anwenden, um herauszufinden, was die Akteure bei Entscheidungen zur Steuerung und Regulierung von PSM als wichtig erachten (d.h., welche Ziele und Optionen berücksichtigt werden müssen) und wo sie bereit wären, Kompromisse einzugehen;
  • Expertenwissen und wissenschaftliche Erkenntnisse zusammentragen, um vorherzusagen, wie gut jede Option jedes Ziel erreicht, und abzuschätzen, mit welcher Unsicherheit diese Vorhersagen behaftet sind;
  • Die Vorhersagen und die Präferenzen der Akteure in mathematische MCDA-Modelle einspeisen;
  • Anhand der Modellierung analysieren, wie gut jede Option für jeden Akteur abschneidet;
  • Mit Sensitivitätsanalysen untersuchen, wie robust die Ergebnisse bei veränderten Annahmen sind;
  • In einen abschliessenden Workshop mögliche Konsens-Optionen ermitteln, die für alle Beteiligten akzeptabel sind;
  • Verschiedene partizipative Ansätze in parallelen Workshops vergleichen, um zu verstehen, welche Prozessfaktoren Ergebnisse und Gruppenentscheidungen beeinflussen könnten.

Erwartete Ergebnisse: Mit Hilfe der MCDA identifizieren wir eine Reihe von machbaren Optionen zur Steuerung und Regulierung von PSM. Für jede Option werden wir kurze Informationsblätter erstellen. Die ermittelten Konsens-Optionen sollten dank des partizipativen Prozesses auf die Unterstützung durch die wichtigsten Akteure zählen können. Wir erwarten, dass unsere Ergebnisse deshalb für künftige Entscheidungsprozesse bzgl. der Steuerung und Regulierung von PSM sehr wertvoll sein könnten. Zudem tragen wir mit unserer Forschung dazu bei, partizipative MCDA-Prozesse in einem hochsensiblen und konfliktreichen Umfeld voranzubringen.